Ostfälisch - eine Sprache, die verbindet

Das Ostfälische Gebiet

Sprachen halten sich nicht an Landesgrenzen. Das zeigt unser ostfälisches Plattdeutsch auf wunderbare Weise. Gesprochen wird es von Uelzen bis nach Göttingen und an den Rand des Harzes sowie vom Bückeburg bis hinein in die Magdeburger Börde. Damit verbindet Plattdeutsch nicht nur Regionen und Bundesländer, sondern auch die Menschen, die dort Leben. Denn zu Hause fühlt man sich dort, wo man sich versteht.

Gleichzeitig zeichnet das Sprachgebiet ein historisches Stammesgebiet nach, das von thüringischen und sächsischen Stämmen besiedelt wurde. In den „Einhardannalen“ wird angegeben, dass die Begriffe „Ostfalais“ und „Ostfalai“ als Bezeichnung für die dort siedelnden Menschen erstmals im Jahr 775  verwendet wurden. Damit sollte eine Unterscheidung zu den westlich siedelnden Engern und Westfalen geschaffen werden.

Doch darf man sich auch das historische Ostfalen nicht als einheitlichen Stammes- oder gar Sprachverbund vorstellen. Die Menschen sprachen zwar ab dem 9. Jahrhundert alle eine Variante des Altsächsischen (auch Altniederdeutsch genannt), doch war dieses schon durch viele regionale Dialekte unterschiedlich gefärbt.

Die Ostfälische Sprache

Der Begriff „Ostfälisch“ für das heute in der Region gesprochene Niederdeutsch ist eine Wortschöpfung der Sprachwissenschaft des 19. Jahrhunderts. In dieser Zeit wurden die Unterschiede und Gemeinsamkeiten unseres Plattdeutsch erstmals beschrieben.

Auch das moderne Ostfälisch zeichnet sich durch eine große dialektale Vielfalt aus. So reichen beispielsweise die Varianten für das Wort Kuchen von „Kauken“ über „Keken“ nach „Kaken“ bis hin zu „Käken“. Zum Teil unterscheiden sich die Aussprachen schon von Dorf zu Dorf und in größeren Orten von Stadtteil zu Stadtteil. Dennoch sind sie sich so ähnlich und gleichzeitig so verschieden zu anderen Niederdeutsch-Varianten, dass sich die Plattdeutschen aus Ostfalen schnell erkennen – denn Platt verbindt!

Gemeinsam haben alle Varianten, dass sie – wie das Niederdeutsche insgesamt – die zweite Germanische oder Hochdeutsche Lautverschiebung nicht durchlaufen haben. Diese war im 9. Jahrhundert bereits abgeschlossen.
So wurde im Althochdeutschen zum Beispiel der Konsonant p(p) zu einem pf, einem ff oder f und damit der „Appel“ zum „Apfel“, der „Ape“ zum „Affen“ oder das Wort „helpen“ zu „helfen“.

Ebenfalls wurde das t zu tzzs oder ssß. Beispiele sind „sweten“ zu „schwitzen“, der „Toll“ zum „Zoll“, „dat“ zu „das“ oder die „Strate“ zur „Straße“.

Sowie das k zu ch und so das „ik“ zum „ich“.

Wer Plattdeutsch lernt, kann sich mit Hilfe dieser Regeln viele Worte direkt erschließen.

Aber auch vor den vielen ostfälischen Dialekten müssen Niederdeutschlernende keine Sorge haben. Im Ostfälischen Wörterbuch werden nach und nach alle Wortvarianten aufgenommen.
Und wenn ein Wort nicht dabei ist? Einfach an ernst.schrader@t-online.de eine Nachricht mit Wort und Verbreitungsgebiet schicken.
Zusätzlich werden Tonbeispiele aus den verschiedenen Regionen Ostfalens mit der jeweiligen Aussprache auf unserer Landkarte bereitgestellt.

Niederdeutsch? Plattdeutsch?

Wo ist denn nun der Unterschied zwischen Niederdeutsch und Plattdeutsch?

Es gibt keinen! Niederdeutsch ist genau wie Hochdeutsch die sprachwissenschaftliche Bezeichnung und Plattdeutsch oder Platt sowie Deutsch die umgangssprachliche.

Übrigens bezieht sich „Platt“ nicht auf das platte Land Norddeutschlands, sondern meint so viel wie „gut verständlich“. Sie war im Mittelalter im Gegensatz zu Latein die Umgangssprache.

Zum Schluss: Die Förderung, Entwicklung und Erhaltung der plattdeutschen Sprache ist durch die Europäische Charta der Regional- und Minderheitensprachen sichergestellt. Deutschland und das Land Niedersachsen haben dieser zugestimmt und verpflichten sich damit, Niederdeutsch Räume im Alltag zu schaffen.